Durch das Jahr – Fest und Bräuche am Niederrhein
Von Dr. Helena Siemes und Gerd Philips
Künstlich geschaffene Kategorien wie Jahres- oder Monatszählung verleihen dem abstrakten Begriff »Zeit« eine Struktur. Feiertage setzen Zäsuren und durchbrechen somit die Monotonie des Zeitflusses. Dieses Buch gibt in chronologischer Reihenfolge einen Überblick über alle Fest- und Brauchtumstage des Jahres, wie sie am Niederrhein gefeiert werden.
Den detailliert beschriebenen Bräuchen wird die jeweilige Legende oder religiöse Erklärung in Kurzform vorausgeschickt. Denn in der heutigen Zeit sind nur noch wenige Menschen mit der Volkskultur vertraut. Viele Festtage basieren auf der Verehrung bestimmter Heiliger der Kirche, die dem aufgeklärten, modernen und rational denkenden Menschen fremd geworden sind. Manche Volksbräuche sind gänzlich verschwunden und damit einige Heiligengestalten weitgehend unbekannt, wie z. B. Apollonia, Agatha, Gertrudis, Hubertus und Rochus.
Viele traditionelle Feste mit kultisch-religiösem Ursprung wurden vom Volk mit Bräuchen umgeben und erhielten danach ihre eigene Prägung. Die religiösen Feste waren somit auch weltliche Feste. Denn die Gottes- und Heiligenverehrung war nicht denkbar, ohne dass anschließend die Menschen zusammenblieben, um miteinander zu feiern. Es wurde gemeinsam gegessen, getrunken, gesungen und getanzt, und es fanden vielerlei gesellige Veranstaltungen statt. Davon gibt die Sprache anhand von Redewendungen, Sprichwörtern, Liedern und Versen Zeugnis.
In »Durch das Jahr – Feste und Bräuche am Niederrhein« werden auch zahlreiche Volkslieder wiedergegeben, ebenso Bauern- und Wetterregeln sowie Verse und Reime. Dabei handelt es sich teilweise um Mundartliches, dem aber zum besseren Verständnis des Lesers die Autoren die hochdeutsche Übersetzung beigefügt haben. Die Volkslieder sind samt ihrer Notenschrift abgedruckt. Zahlreiche Abbildungen lockern den Text auf und veranschaulichen die Bräuche, wie z. B. das Lichtermeer eines umherziehenden Laternenzuges an St. Martin oder die kostümierten Sternsinger am 6. Januar.
Das Buch gibt also umfassende Informationen über Fest- und Brauchtumstraditionen am Niederrhein – ein nützliches und unentbehrliches Basiswerk für die Bibliothek eines jeden Niederrheiners. Die NRW-Stiftung unterstützte die Herausgabe des umfangreichen Bandes.
Dr. Helena Siemes war von 1971 bis 1998 Professorin für Ästhetik und Kommunikation. 1989 erhielt sie für ihre Verdienste auf dem Gebiet der Volkskunde und Mundart den Rheinlandtaler. Seit ihrer Emeritierung widmet sie sich dem Schreiben. Im Mercator-Verlag sind die Bände »Durch das Jahr« und »Kindheit am Niederrhein« sowie »Nachbarschaften und Geselligkeiten« erschienen.
Gerd Philips (1943–2016) legte nach seinem Pädagogik-Studium 1966 die Organistenprüfung ab und arbeitete als Chor- und Orchesterleiter, Komponist und Arrangeur. Von 1970 bis 1978 arbeitete er als freier Mitarbeiter für das ZDF, gleichzeitig studierte er Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Köln. In den folgenden Jahren arbeitete er als Grundschulrektor, Autor und Verleger sowie im eigenen Heimatmuseum mit Begegnungsstätte (Kamps-Hof, Viersen-Boisheim).
Gebunden
404 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
17 x 24 cm
ISBN 978-387463-371-0